Buchtipps
Hier finden Sie kurze Rezensionen unseres Geschäftsführer Joachim Zweig zu Büchern mit Japan-Bezug.
________________________________________________________________________________________________________
Chrysantheme und Schwert
Formen der japanischen Kultur
Ruth Benedict
Auch wenn diese Studie aus dem Jahr aus dem Jahr 1946 stammt, ist sie immer noch ein anthropologischer Klassiker und eine gute Beschreibung der japanischen Kultur.
Ruth Benedict hat Ende des Zweiten Weltkrieges Japaner in den USA interviewt, um die amerikanischen Soldaten und Verwaltung auf die japanische Kultur vorzubereiten.
Somit ist das Buch für zwei Lesertypen interessant: Menschen, die sich für die ein anthropologische Wissenschaft interessieren und deren Entwicklung nachvollziehen wollen; und Leser, die einen tiefergehenden Einblick in die japanische Kultur haben wollen. Dieses Buch ist also nicht zu vergleichen mit den zahllosen - teilweise witzigen - Reiseführern oder Erlebnisberichte von Japanreisenden.
Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln
Christoph Peters
‚Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln‘ lautet die Erzählung, die sowohl in Japan als auch an der Ostseeküste vor der Wiedervereinigung spielt. Es soll ein Keramikofen gebaut werden, natürlich aus Meisterhand. Doch so einfach, wie es sich zunächst anhört, ist es nicht. Diesmal sind es nicht deutsche Bauvorschriften, sondern grundsätzliche Überlegungen der japanischen Partner, die den Bau ermöglichen sollen. So bekommt der Leser einen leichten Einblick nicht nur in die weltberühmte Keramikkunst Japans, sondern auch in die Abhängigkeiten von Lehrer und Schüler, aber auch der Japaner untereinander. Sehr amüsant das Kapitel über den Deutschen Zoll, den ich in ähnlicher Form selbst an anderer Stelle erlebt habe. Das ist wirklich aus dem Leben gegriffen.
Wer sollte den Roman lesen: Jemand, der einen ersten Einblick in die japanischen Handwerkstraditionen bekommen will – auf humoreske Art mit Tiefgang fällt das Lesen leicht.
Was vom Japaner übrig blieb
Irmela Hijiya-Kirschnereit
Das ist eine sehr schöne Aufsatzsammlung für jeden, der sich ein bißchen mehr für die japanische Kultur interessiert und es nicht bei Sushi, Kendo und Tempel belassen will. Es geht also um japanische Literatur und die Schwierigkeiten der Übersetzung, um die Literatur der letzten zwei Jahrhunderte, aber auch um so aktuelle Themen wie Kultur und Selbstbehauptung Japans, Werbung nationale Identität.
Interessant sind auch die Einblicke in die sog. Vergangenheitsbewältigung in Japan im Vergleich zu Deutschland.
Wer sollte es lesen? Alle, die etwas mehr ins Innere Japans sehen wollen, die vielleicht auch schon mal den ein oder anderen japanischen Roman gelesen haben und die einfach neugierig sind auf was neues.
Ema - Motiv und Hintergrund Japanischer Votivtafeln
Angelika von Ortenberg
Zunächst war ich skeptisch, bei diesem speziellen Thema. Doch als ich das Buch in den Händen hatte, war ich sehr angenehm überrascht.
Zunächst die wirklich gute Aufmachung. Ein Kompliment an den Verlag, der die Bilder in hoher Qualität gedruckt hat, sodass man sogar Kleinigkeiten erkennen kann. Und dann ein Kompliment an die Autorin, die das Thema sehr schön und knapp beschrieben hat. Denn nebenbei bekommt man nicht nur Einblicke in den Shintoismus und den Buddhismus, man lernt auch eine ganze Menge über die Götter- und Sagenwelt Japans. Ein Buch, was sich auch aus diesem Grund lohnt, fast schon als kleines Nachschlagewerk.
Die großen Tsunami der Sanriku-Küste
„Die großen Tsunami der Sanriku-Küste“
Dokumentarische Literatur von Yoshimura Akira (1927–2006) 2013 · ISBN 978-3-86205-211-0 · 298 S., kt., 46 Abb. · EUR 32,— ERGA. Reihe zur Geschichte Asiens (Bd. 11)
Asiens historische Entwicklung stellt die älteste und wichtigste Alternative zur Geschichte der europäischen Welt dar. Ihre Eigenheiten, ihre Zusammenhänge und ihre Bedeutung für die Gegenwart stehen im Mittelpunkt dieser Reihe. Besondere Berücksichtigung findet dabei die Geschichte Ostasiens.
Die Erdbebenkatastrophe vom 11. März 2011 in Nordostjapan bildet lediglich das letzte Glied in einer langen Kette von ähnlichen Ereignissen, welche die Bewohner der Sanriku-Küste von Aomori über Iwate bis nach Miyagi immer wieder schweren Prüfungen unterzogen, so bereits 1896, 1933, 1960 und 1968.
Comedy-Boom in Japan
Weingärtner, Till
Performative und mediale Rahmung von Humor in der aktuellen Populärkultur
2013 · ISBN 978-3-86205-251-6 · 430 S., kt., 50 Abb. · EUR 48,—
Hijiya-Kirschnereit, Irmela (ed.): Iaponia Insula. Studien zu Kultur und Gesellschaft Japans (Bd. 27)
Comedy bestimmte zu Beginn des 21. Jahrhunderts die japanische Unterhaltungsindustrie. Die Popularität der Komiker – und seltener der Komikerinnen – erreichte ein bisher unbekanntes Ausmaß; manche avancierten zu Dauergästen auf dem Bildschirm. In der Folge änderte sich auch das öffentliche Image dieser Berufsgruppe. Galt das Komiker-Handwerk bis dahin als leicht anrüchig, werden Komiker heute als hart arbeitende Profis respektiert.
Das Große Lexikon des Buddhismus
Herausgegeben von: Aoyama, Takao / Paul, Gregor / Rotermund, Hartmut O. / Schmithausen, Lambert/ Steineck, Raji Christian / Wittern, Christian Herausgabe und Redaktion der Zweiten Lieferung: Gregor Paul unter Mitarbeit von Elisabeth Schneider und Irene Paul
2013 · ISBN 978-3-86205-154-0 · A 4; XIII + 413 S., kt., EUR 82,—
Das Große Lexikon des Buddhismus ist eine Übersetzung des Sôgô bukkyô daijiten, eines im Verlag Hôzôkan in Kyôto erschienenen japanischen Nachschlagewerks zum Buddhismus. Innerhalb der Vielzahl buddhistischer Lexika nimmt dieses Werk eine Sonderstellung ein. Das gilt für Inhalt, Stil und Umfang. Sachlich, und frei von jedem missionarischen Akzent, ist es auf keine bestimmte Orientierung beschränkt und hebt keine Richtung hervor, sondern informiert in umfassender und prägnanter Weise. So gut wie jeder Aspekt des Buddhismus ist thematisch. Ausdrücklich genannt seien
Südostasien in der Außenpolitik
der Bundesrepublik Deutschland
Labahn, Marius
Eine Analyse der deutschen Außenpolitik gegenüber Staaten Südostasiens unter Anwendung des liberalen Handelsstaatsmodells
Frankfurt East Asian Studies Series 3 2013
ISBN 978-3-86205-382-7 · 144 S., kt. · EUR 23,—
The Frankfurt East Asian Studies Series is co-published by the Interdisciplinary Centre for East Asian Studies (IZO) at Goethe University Frankfurt and by Iudicium. The book series invites interdisciplinary research on the modern cultures and societies of East and Southeast Asia within their historical contexts.
Ich der Kater
Natsume Soseki
Einer der berühmtesten, vielleicht sogar der erste japanische Roman, der als Fortsetzungsgeschichte in einer Zeitschrift veröffentlicht worden ist, was in Japan bis heute üblich ist. Erzählt wird aus der Sicht eines Katers mehrere Episoden aus der japanischen Familie von Prof. Schneutz. Dabei steht der Modernisierungsprozeß Japans über30 Jahre im Hintergrund und zeigt auf, wie die Menschen versuchen, Modernes und Altes miteinander zusammen zu bringen. Gleichzeitig erhält man einen Einblick in die damalige Familienleben, aber auch die Nachbarschaft und den Freundeskreis.
Feuer im Grasland
Ooka Shohei
Einer der bedeutendsten japanischen Kriegsromane. Die Amerikaner haben eine von Japanern besetzte Philippineninsel erobert, die Besiegten kämpfen ums nackte Überleben. Der japanische Gefreite Tamuras schlägt sich, krank und dem Verhungern nahe, durch den tropischen Dschungel. Alles, was er an Schönem aber auch an Grausamkeiten erleben mußte, schreibt er sechs Jahre später in einer Nervenklinik auf Anraten seines Arztes nieder und findet so teilweise zu sich selbst. Hier geht es um den reinen Überlebenswillen und den Versuch, Mensch zu bleiben.
Tanze, Schneck, tanz
Oba Minako
Oba Minako schreibt sehr persönlich über ihre Familie. Ihre Tante heiratet den späteren Militärarzt Saburo, verstirbt aber drei Jahre später. So bittet sie ihn auf dem Sterbebett, Ihre Zwillingsschwester zu heiraten, die Mutter von Oba Minako. Obas Mutter gilt als kapriziöses modern girl, eine Art femme fatal der zwanziger und dreißiger Jahre in Tokyo. Sehr lebendig werden die Personen geschildert, eine Geschichte aus dem modernen Japan.
Schwimmen mit Elefanten
Yoko Ogawa
Wer Romane von Yoko Ogawa gelesen hat, ist teilweise harte Kost gewohnt. Hier beweist sie aber, dass sie auch ganz andere Romane schreiben kann. Schwimmen mit Elefanten ist die Geschichte eines jungen Mannes, der Schach-spielen lernt und dadurch seine Berufung findet. Diesen Weg schildert Yoko Ogawa und der Leser kann die verschiedenen Stationen miterleben. Das Buch ist auch lesenswert für Menschen, die nur wenig vom Schach verstehen.
Von Stroh und Seide
Saga Jun’ichi
Wer sich für die Lebenssituation der Menschen in Japan Anfang des 20. Jahrhundert ‚auf dem flachen Land‘ interessiert, bekommt hier einen sehr guten Einblick. Der Arzt Saga Jun’ichi hat zahllose Interviews geführt mit alten Menschen, die aus ihrem Leben berichten, von der Geburt bis zum Tod. Auch Schule, Beruf und kulturelles Leben wird in zahllosen Kapiteln kurz und prägnant vorgestellt. Sehr empfehlenswert, um den Wandel Japans von einem vorindustriellen Agrarstaat zu einem hochindustriellen Land nachzuvollziehen.
Die Geschichte einer gewissen Frau
Chiyo Uno
Eine Puderdose verändert alles im Leben von Kazue. Sie verhilft ihr zu Selbstbewußtsein, macht sie aber auch unruhig und zu einer Wanderin. Die Geschichte spielt um 1820 und zeigt das damalige Familienleben der Großclans auf und den Versuch, sich selbstständig zu machen.
Liebesdurst
Yukio Mishima
Ebenfalls eine Familiengeschichte, in der der Vater des verstorbenen Ehemanns Etsuko zu seiner Zweitfrau oder Geliebten macht. Doch sie fühlt sich zu dem jungen Gärtner hingezogen. Im Laufe der Zeit steigert sie sich immer mehr in Liebes- und Rachephantasien, was zu einer Tragödie führt.
Im Umbau
Mori Ogai
Ein sehr schöner Erzählband mit 11 Geschichten, die sowohl in Deutschland als auch in Japan spielen Die Geschichten spielen im Berlin des Wilhelminischen Kaiserreichs, das Ogai aus eigener Anschauung kannte. Mal tragisch, wie in der "Tänzerin" mal nonchalant und dialogbetont, wie in der Erzählung "Im Umbau" beschreibt der Autor die Begegnung zweier Kulturen zu Ende des 19. Jahrhunderts, in einer klassischen und flüssigen Sprache, die auch heute noch gut zu lesen ist. Und dann nahezu zur gleichen Zeit in Japan Somit verspricht dieses Buch eine kurzweilige und interessante Lektüre, bei der man nebenbei vieles über Japan und einiges über Europa erfährt. Lesenswert!
Paradies im Meer der Qualen
Ishimure Michiko
Die Journalistin und Buchautorin Ishimure beschreibt hier die sog. Minamata-Krankheit, die auch in Europa als Quecksilber-Vergiftung in den1960er Jahren bekannt wurde. Eindrucksvoll wird die Verödung und Vergiftung der Meeresbiologie, aber auch der menschlichen Beziehungen, die Scham der Betroffenen und ihren Verwandten aber auch der Industrie und der Politik beschrieben. Ein Zeitdokument über eine Umweltkatastrohe, die auch tiefe Einblicke in die japanische Gesellschaft gewährt.
Frauen, Masken
Enchi Fumiko
Zwei Witwen, Schwiegermutter und Schwiegertochter, führen nach dem Unfalltot des Ehemanns ein großes Haus, in Europa vergleichbar mit den legendären Salons des 18. und 19. Jahrhunderts. Hier geht es um Geisterbeschwörung und Spiritismus aber auch über Manipulation von Menschen, damit sie gewünschte Wege gehen.
Romanze östlich des Sumidagawa
Der Roman spielt in den 1930erJahren und erzählt die Geschichte zwischen einem älteren Schriftsteller und einem Freudenmädchen, das ebenfalls etwas altmodisch ist.
Das Buch hat eine eigene Stimmung, die mich aber wenig ansprach. Ich finde, hier wird literarisch verbrämt eine Abhängigkeitsgeschichte und über Ausbeutung geschrieben. Die Realität für die Frauen sah 100%ig wesentlich brutaler aus.